Hintergrund zum Sudan

Bürgerkrieg, schlimmste Menschenrechtsverletzungen, Diktatur. Nachrichten aus dem Sudan , sind fast immer Horrormeldungen. In den 1980ern waren es die kriegsbedingten Verwüstungen im Südteil des Landes, später die genozidalen Exzesse der vom Regime in Khartoum unterstützten Janjaweed-Milizen in der eigentlich reichen Region Darfur, die das Bild des Landes prägten. Bis heute macht der vom Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag mit Haftbefehl gesuchte Diktator Omar al-Bashir mit einer immer länger werdenden Liste von brutalen Menschenrechtsverletzungen Schlagzeilen. Die Abspaltung des ölreichen Südsudan 2011 führte zusätzlich zu den politischen Unbillen zu einer massiven Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage, da ein Großteil der Einnahmen aus der Erdölforderung wegbrachen. Dies war auch der Auslöser für die seit einigen Monaten gegen das verbrecherische Regime stattfindenden Massenproteste. Anders als bei früheren Unruhen werden diese von den eigentlich privilegierten arabischen Sudanesen getragen. Gegen die legitimen Forderungen der Demonstranten nach Demokratie und Freiheit, wusste der stockschwingende Diktator sich nur mit der vor kurzem erfolgten Verhängung eines einjährigen Ausnahmezustandes zu wehren. Damit haben seine schon zuvor mit äußerster Brutalität agierenden Sicherheitskräfte nun vollends freie Hand.

 

Aber unbemerkt von der westlichen Öffentlichkeit haben sich im Land auch zivilgesellschaftliche Gruppen und Initiativen gebildet, die unter widrigen Umständen und oft Einsatz ihres Lebens versuchen, ihre Visionen für eine bessere Gesellschaft zu umzusetzen. Eine dieser Organisationen ist die NGO Mahabba.

 

Unsere Partnerorganisation vor Ort: Mahabba

Die NGO „Mahabba“ ist aus einer studentischen Initiative in Khartoum entstanden. Im Rahmen ihres Medizinstudiums erhielten sie Einblicke in das Frauengefängnis in Khartoum. Dabei stellten sie fest, dass ein Großteil der Frauen dort auf Grund von Geldschulden einsitzen. Nicht wenige von ihnen wurden deswegen von ihren Kindern getrennt. Dabei handelt es sich oft um Beträge von nicht mehr als 50 Euro.

Also begannen die Studierenden zunächst in ihrem Bekanntenkreis und über soziale Medien um Spenden für die Inhaftierten zu sammeln. Dabei stellten sie fest, dass rund 40 Prozent der Frauen, die wegen Schulden Gefängnisstrafen abgebüßt hatten innerhalb weniger als einen Jahres erneut in Schuldhaft kamen. Die Tatsache, dass sie auch während der Haftzeit keine Möglichkeiten haben, sie Fähigkeiten anzueignen, um ihre Schulden zu begleichen bzw. ihren Lebensunterhalt zu verdienen, führt zu einem unglücklichen Kreislauf. Dabei bestand grundsätzlich die Möglichkeit, im Gefängnis, in einer Nähwerkstatt zu arbeiten. Doch da es an Arbeitsmaterial fehlte und die Produkte von dort nicht vermarktet wurden, fehlte es den inhaftierten Frauen an Motivation, sich dort zu engagieren.

Dort setzt im September 2016 Mahabba an. Sie beantragten bei der Gefängnisverwaltung, die bestehende Nähwerkstatt auszubauen und die Produkte der Frauen außerhalb des Gefängnisses vermarkten zu dürfen. Mit einfachen bunten Seilen produzierten die Frauen dort nun unter Anleitung Umhängetaschen. Die Studierenden verkauften die Taschen über Soziale Medien und nach und nach auch auf dem Campus und an diversen Verkaufsstellen in der Stadt. Der Erlös ging an die inhaftierten Frauen die damit ihre Schulden begleichen und wieder (oder erstmalig) für den Lebensunterhalt ihrer Familien sorgen konnten.



Die Nachfrage nach den Taschen war groß. Bis Ende 2018 hat Mahabba rund 1 500 Stück verkauft. Rund 30 Frauen waren an der Produktion beteiligt.

Viele dieser Frauen wollen nun auch außerhalb des Gefängnis über die Taschenproduktion ihren Lebensunterhalt sichern. Daraus hat Mahabba die Idee von „Hudhud“entwickelt. Als soziales Unternehmen wollen sie 2019 die Lehrwerkstätten und die Taschenproduktion auch außerhalb des Gefängnisses etablieren und noch mehr Frauen die Möglichkeit geben, wirtschaftlich unabhängig zu sein.
Dabei sollen die Standards weiter entwickelt und der Markt erweitert werden.

Unterstützung durch FFDNO

FFDNO  unterstützt Mahabba bei der Umsetzung dieses Projekts. Zum einen durch finanzielle Unterstützung bei der Etablierung der Werkstatt. Hierfür hat FFDNO Anfang des Jahres durch die Übermittlung von 3.000 Euro die Finanzierung von Nähmaschinen ermöglicht. Da das Bankensystem im Sudan aufgrund der akuten Wirtschaftskrise zusammengebrochen ist, sind Überweisungen nicht möglich. Mithilfe eines privaten Kontaktes, eines Mitarbeiters der GIZ, konnte das Geld übergeben und die Nähmaschinen gekauft werden.

 

Aktuell sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Mahabba mit der Herrichtung der externen Werkstatt befasst. Mitte März soll die erste Trainingsphase beginnen.

 

FFDNO will die Organisation bei der Etablierung und Umsetzung ihrer Idee weiter unterstützen. Mit den aktuellen Ressourcen kann die Arbeit aufgenommen werden, abgesehen von den Nähmaschinen wurde jedoch bei der Ausstattung der Werkstatt maximal improvisiert. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben Tische und Stühle aus ihren privaten Beständen zusammengetragen. Gebraucht werden Arbeitstische und Arbeitsstühle, ebenso wie Schränke zur Lagerung des Materials.

 

Mittelfristig ist geplant, Mahabba bei der Erschließung eines Absatzmarktes in Deutschland zu unterstützen.